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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag 29.09.2024

Matthias Karwath, Pfarrvikar im Pastoralen Raum Bad Kissingen und Exerzitienbegleiter

Mach Nägel mit Köpfen!

Liebe Leserinnen und Leser,

im heutigen Evangelium verwendet Jesus eine harte, schroffe Sprache: „Wenn dich deine Hand, dein Fuß oder dein Auge zur Sünde verführen, dann hau sie ab bzw. reiß es aus… sonst besteht die Gefahr, dass du in die Hölle kommst.“ (sinngemäß wiedergegeben nach Mk 9,43-48)

Diese Aussagen lassen erstmal den Atem anhalten. Jesus verwendet übliche Redewendungen der damaligen semitisch- arabischen Sprachwelt, die nicht wörtlich, sondern von ihrer Kernaussage her zu deuten sind. Wir würden es heute eher so formulieren: „Lass ab von dem, was dich zum Bösen verführt. Mach keine halben Sachen. Mach Nägel mit Köpfen. Sei ganz. Sei authentisch. Sei glaubwürdig!“

Auch den Bezug zur Hölle muss man in rechter Weise einordnen. Das Wort „Hölle“ hat seinen sprachlichen Ursprung im hebräischen Wort ‚ge hinnom‘. Es nimmt Bezug auf das Hinnom-Tal, einer Talsenke in Jerusalem, die als Müllkippe diente und aus der ein bestialisch, höllischer Gestank aufstieg. Jesus will also sagen: „Wenn du dich vom Bösen leiten lässt, landest du im Hinnom!“

Damit können wir unser Augenmerk auf die Kernaussage Jesu lenken. Es geht Jesus um Glaubwürdigkeit.

Mir gefällt in diesem Zusammenhang ein Wort des japanischen ZEN-Meisters Kodo Sawaki: „Ein religiöses Leben zu führen bedeutet, eine aufrechte Haltung zu bewahren, selbst dann, wenn keiner zuschaut. Du musst dir selbst durchsichtig werden, dich ganz durchschauen. Die Wahrheit zu praktizieren, da, wo kein anderer hinschaut: Das ist der Punkt, um den es geht.“

Die Wahrheit praktizieren, selbst da, wo kein anderer zuschaut. Damit könnte gemeint sein, folgende Fragen an sich heranzulassen:
- Wie verhalte ich mich, wenn keiner mich kontrolliert?
- Was passiert hinter heruntergelassenen Jalousien?
- Kann man mich auch im Urlaub oder an freien Abenden „wiedererkennen“?

Wer kann so leben?“, werden Sie sich vielleicht fragen. „Darf ich keine menschlichen Schwächen zeigen? Münden die Aussagen Jesu nicht in eine Überforderung?“

Rückschläge auf diesem Weg sind nicht das Problem. Da dürfen wir auf die Barmherzigkeit Gottes bauen. Es kommt auf die Zielrichtung und die Entschlossenheit unseres Handelns an: Will ich mir in den Spiegel schauen können? Will ich mit mir im Reinen sein? Oder, um es mit einem anderen Wort auszudrücken, will ich eine Persönlichkeit werden?

Das Wort Persönlichkeit kann man mit dem lateinischen Wort ‚personare‘ in Verbindung bringen. Es bedeutet soviel wie durchklingen. Eine Persönlichkeit ist ein Mensch, dessen Körper, Seele und Herz ein einziges Durchklingen sind. Nichts stockt, nichts ist blockiert, alles in mir kommt zum Klingen.

Zu einem solchen Menschsein will Jesus uns ermutigen und befähigen.

Matthias Karwath,
Pfarrvikar im Pastoralen Raum Bad Kissingen und Exerzitienbegleiter