Ein Glaube, voller Leidenschaft und Hingabe gelebt
Der eine heißt Peter. Weil er den ganzen Tag draußen am See als Fischer arbeitet, stelle ich ihn mir kräftig, muskulös und von der Sonne gebräunt vor. Eines Tages kommt an diesem See ein Mann vorbei und spricht ihn an. Zu einem Menschenfischer will er ihn machen. Peter lässt sein bisheriges Leben hinter sich und zieht mit dem charismatischen Mann durch die Lande. Immer mehr Menschen lassen sich von den Worten dieses Mannes berühren, sind fasziniert von seiner Zugewandtheit, seinen wundersamen Geschichten, seinen heilsamen Taten. Und Peter ist mit dabei: als durchaus kritischer Zeitgenosse, der offen sagt, was er denkt, manchmal mutig, manchmal schwach, mal voreilig, mal sehr zögerlich, aber immer authentisch. Peter geht den Weg dieses außergewöhnlichen Mannes mit bis zu seinem gewaltsamen, viel zu frühen Ende.
Nach dem Tod seines Freundes wird Peter zu einer Schlüsselfigur, denn er lässt die Geschichte weitergehen. Er hat als Zeuge erlebt, dass der Tod seines Freundes nicht das Ende ist. Dass es weitergehen muss! Er ist mit seiner Leidenschaft und Überzeugung mitverantwortlich, dass sich Menschen in Jerusalem als eine erste Gemeinde treffen, die sich beim gemeinsamen Essen und Trinken an den Freund erinnern und ihn bei sich spüren.
Der andere heißt Paul. Er stammt aus einer reichen Familie, ist ausgebildeter jüdischer Gesetzeslehrer und ihn stelle ich mir sehr redegewandt, klar und resolut vor. Der außergewöhnliche Mann lebt schon nicht mehr, doch Paul hört von dieser neuen Glaubensgemeinschaft und kommt zu der Erkenntnis, dass sie vom jüdischen Gesetz abweicht und deshalb verfolgt und zerschlagen werden muss. So macht er sich auf den Weg nach Damaskus. Da begegnet ihm auf sonderbarste Weise genau dieser gewaltsam zu Tode gekommene Mann, und er hört seine Stimme: Warum verfolgst du mich?
Diese Offenbarung trifft Paul ins Mark. Mit dieser Begegnung verändert er sein Leben radikal, er lässt sich taufen und bekennt sich zu dieser neuen Gemeinschaft. Paul selbst schreibt dazu: Gott hat mich seinen Sohn sehen lassen, damit ich ihn überall unter den Völkern bekannt mache. Und das tut er: mit aller Kraft, mit Durchhaltevermögen, Streitlust und Leidenschaft. Er ist immer unterwegs, er verbreitet die Geschichte um diesen außergewöhnlichen Mann. Sie zieht Kreise, immer mehr Menschen lassen sich von ihr anstecken. Paul reist und schreibt, erklärt und überzeugt, und er berührt so viele Menschen mit seinem leidenschaftlichen Glauben.
Ohne diese beiden, Petrus und Paulus, wäre die Geschichte von Jesus Christus nach seinem Tod vielleicht zu Ende gewesen. Oder ganz anders weitergegangen.
Sie haben ihren Glauben, ihre Lebensüberzeugungen, ihre Hoffnung, die über das Leben hinaus geht, voller Leidenschaft und Hingabe gelebt und weitergegeben. Mutig, klar, standhaft, geduldig haben sie davon erzählt, welche Hoffnung sie trägt und andere damit angesteckt.
Wie gut, dass die beiden Männer, so unterschiedlich sie auch waren, damals ein solches Engagement gezeigt haben. Und wie gut, dass es solche Menschen auch heute noch gibt, die authentisch, klar und überzeugend ihre Hoffnung und ihren Glauben an die gute Botschaft leidenschaftlich zum Ausdruck bringen.
Am 29.6., am kommenden Sonntag, erinnert und feiert die Kirche ihre beiden großen Heiligen Peter und Paul.
Elke Wallrapp, Pastoralreferentin