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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag 29.01.2023

Jacqueline Barraud-Volk, evangelische Pfarrerin in Bad Kissingen

Eine mutige Mytikerin

Liebe Leserinnen und Leser,

in Interviews werden Menschen manchmal gefragt, welcher historischen Figur sie am liebsten einmal begegnen würden. Meine Antwort wäre: der spanischen Mystikerin Teresa von Avila. Sie wurde am 28. März 1515 in Avila, in Kastilien geboren. Schon früh kann sie lesen und ihre Eltern sorgen für eine gute Bildung. Für ein Mädchen in der damaligen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Bemerkenswert ist auch, dass sie als ihr Vater ihr nach zwei Jahren der Prüfung den Eintritt ins Kloster nicht gestattet, sie dies eben ohne sein Einverständnis tut. Sich durchzusetzen und dabei den Menschen dennoch gewogen bleiben, das ist eine Gabe, die sie schon in jungen Jahren beherrscht. Durch den frühen Verlust der Eltern und auch durch eine Krankheit, die sie fast drei Jahre vollkommen gelähmt sein lässt, wird sie mit dem Leiden konfrontiert. In ihr wächst daraufhin die Erkenntnis, dass sie alles in ihrem Leben Gott verdankt. Teresa bleibt dabei eine Suchende. Sie sucht im Gebet nach innerer Ruhe und nach Gott. Es ist keine einfache Suche. Sie lässt dabei viel Kraft und erlebt immer wieder Rückschläge und Selbstzweifel. Als sie mystische Erlebnisse hat wirft sie das vollkommen aus der Bahn. Es braucht viele Jahre bis sie endlich jemanden findet, der versteht, was in ihr vorgeht und sie weder für verrückt erklärt noch ihr unterstellt im Bunde mit dem Bösen zu sein. In Zeiten der Inquisition konnte das schnell mal geschehen.

Teresa aber behält sich in all diesen inneren und auch äußeren Kämpfen, bei Anfeindungen und Verleumdungen, ein unumstößliches Gottvertrauen. Das hilft ihr den eigenen Weg zu gehen und sich selbst treu zu bleiben. Als man ihr dann endlich ab 1567 erlaubt Reformklöster zu gründen, ist sie ständig unterwegs. Sie arbeitet unermüdlich. Sie widmet sich dieser Aufgabe mit aller Kraft, mit Intelligenz und wohl auch mit ihrem Charme. Am Ende hat sie stolze 17 Klöster gegründet und ihr Rat ist bei vielen gefragt. Ihre Korrespondenz ist immens und bis zur Erschöpfung beantwortet sie Briefe und gibt geistliche Ratschläge. Man spürt wohl, dass sie das Leben in seinen Tiefen kennt und keine leichtfertigen Antworten gibt. Als eigentlich die Zeit reif ist, um sich etwas auszuruhen, da ist ihr dann doch die Inquisition auf den Versen. Soviel Zustimmung kann man einer Frau damals dann doch nicht zugestehen. Eine ihrer Schriften kommt auf den Index. Sie kontert: „Ich werfe unserer Zeit vor, dass sie starke und zu allem Guten begabte Geister zurückstößt, nur weil es sich um Frauen handelt.“ Dennoch gibt sie nicht auf und beugt sich nicht. Vielmehr verteidigt sie sich wortgewaltig und in erstaunlicher Freiheit. Nichts scheint ihr Angst zu machen. Und so bleibt sie zeitlebens eine dem Leben zugewandte, reformfreudige und humorvolle Klosterfrau, die auch mal sagt: „Gott bewahre mich vor Heiligen mit verdrießlichen Gesichtern.“ Glaube ist ihrer Meinung nach eine befreiende und ermutigende Kraft und in den Gesichtern der Menschen möchte sie davon auch etwas sehen und spüren. Kein Wunder, dass sie deshalb auch rät: „Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Und sie beteuert auch: „Nichts soll dich beunruhigen; nichts ängstige dich. Wer Gott hat, dem fehlt nichts. Gott allein genügt.“

Jacqueline Barraud-Volk ist geschäftsführende Pfarrerin in der evangelischen Kirchengemeinde Bad Kissingen und Rundfunkpredigerin im Bayerischen Rundfunk.