Pilger der Hoffnung
Pilgern ist in Mode und seit Jahren ein Trend. Besonders verstärkt hat das Thema nochmal Hape Kerkelings Erfahrungsbericht über das Pilgern auf dem Jakobsweg im Sommer 2001 aus seinem gleichnamigen Buch „Ich bin dann mal weg!“.
Vor einigen Jahren habe ich es mit Interesse gelesen und mich hat die Sehnsucht, auf diesem bekanntesten Pilgerweg nach Santiago de Compostela unterwegs zu sein, ergriffen. Das dortige Pilgerbüro hat dieser Tage vermeldet, dass im Jahr 2024 knapp eine halbe Million Pilger das Grab des Apostels Jakobus erreichten. - Nein, ich bin bisher noch nicht auf dem Camino, wie dieser spanische Pilgerweg genannt wird, gepilgert. Aber, ich bin wacher für dieses Thema geworden, sehe an vielen Stellen die Jakobsmuscheln, welche Jakobs-Pilgerwege auch bei uns hier, in unserer Gegend, markieren.
Mittlerweile gibt es in unserem Bistum Würzburg neben dem fränkischen Jakobsweg eine Vielzahl weiterer Pilgerwege, z.B. den fränkischen Marienweg, den Franziskusweg an der Thüringer Hütte als Besinnungs- und Meditationsweg, u.a. So lässt sich für jeden der passende Weg finden.
Das Wort „Pilger“ bedeutet seinem lateinischen Ursprung nach „Fremdling“ oder „in der Fremde sein“. Das klingt ja erstmal nicht besonders einladend. Kommt aber daher, dass jemand, der sich auf den Weg zu einem Glaubensort, einem Wallfahrtsziel macht, eben seine Heimat verlässt und dann „in der Fremde ist“. Dass diese Aussage nicht negativ besetzt sein muss, zeigt sich z.B., wenn ich auf meinem Pilgerweg Vertrauen, Begegnung und gute Gastfreundschaft erfahre.
Es passt aber auch gut zu uns Christen, denen Jesus ins Stammbuch schreibt, sie sollen zwar in dieser Welt leben, aber keinesfalls in allem von dieser Welt sein. Wer sich nicht allem anpasst, was scheinbar so sein muss, der kann sich schon manchmal als „Fremdling“ empfinden: Wenn mir die Zeit für Gott und für mein Glaubensleben wichtig ist und anderes dafür auch zurückstehen darf; wenn ich Werte habe, die nicht nur den eigenen Vorteil und Gewinn sehen; wenn ich mich verantwortlich weiß für mein Reden und Handeln.
Pilger zu sein bedeutet also eine große Chance: aufzuzeigen, dass unsere Welt auch anders sein kann, als wir sie so oft erleben. Wir können Beispiel geben, wie unsere Sehnsucht erfüllt werden kann, wie wir Wege zum Frieden finden, wie wir für Gerechtigkeit einstehen können, kurzum: wie wir der Welt und den Menschen Hoffnung geben können.
Das Heilige Jahr 2025 wurde von Papst Franziskus unter das Motto "Pilger der Hoffnung" gestellt. Wir alle spüren, dass es so nötig ist, gerade heute, der Welt und den Menschen neue Hoffnung zu schenken. Zum Heiligen Jahr hat das Bistum Würzburg „Orte der Hoffnung“ ausgerufen, in denen Menschen in besonderer Weise Hoffnung aus dem Glauben schöpfen können. Denn als "Pilger der Hoffnung" sind wir immer zunächst in unserer unmittelbaren Lebensumgebung unterwegs. So wird es im pastoralen Raum Bad Kissingen in jedem Monat eine Feier an einem besonderen Hoffnungsort geben, z.B. an der Kreuzkapelle in Sulzthal, am Terzenbrunn, auf dem Besinnungsweg in Garitz, an einem Bildstock, einer Grotte oder einem Ort mit besonderer Bedeutung oder schöner Aussicht ...
Wenn wir mit wachen Sinnen unterwegs sind, stoßen wir auch hier immer wieder auf Hoffnungsorte, an denen wir aufatmen können, an denen wir manches Gepäckstück zurücklassen und neue Inspiration mitnehmen können.
Machen wir uns als Pilger der Hoffnung gemeinsam auf den Weg durch die Zeit und nutzen wir das Heilige Jahr, um Orte der Hoffnung in unserer Diözese, in den Pfarreien und Einrichtungen zu entdecken.
Und Santiago de Compostella? Mal sehen, ob ich mich aufraffe und da wirklich jemals ankomme. Ich nehm's mir jedenfalls vor; freue mich aber genauso über die vielen kleineren Hoffnungsorte, die ich jeden Tag neu auf meinem persönlichen Lebenspilgerweg entdecken darf.
In diesem Sinne: „Buen camino“ - Ich wünsche Ihnen einen guten (Pilger-)Weg!
Christoph Glaser, Diakon im pastoralen Raum Bad Kissingen