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Wort zum Sonntag 21.09.2025

Bernd Keller, Ehe- und Familienseelsorger im Dekanat Bad Kissingen

„Kein Sklave kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den

andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr

könnt nicht Gott dienen und dem Mammon (Geld/Materie).“ (Mt 6,24)

Diese Worte Jesu aus dem Evangelium des kommenden Sonntags sind klar und

unbequem. Sie stellen uns vor eine Entscheidung, die wir im Alltag nicht umgehen

können:

Wem diene ich mit meinem Leben?

Entweder den Kräften, die mich binden, die nach Macht, Reichtum und Selbstsucht

greifen – alles was mich festhält, kalt und glänzend ist – wie das „goldene Kalb“ damals!

Oder dem lebendig-liebenden Gott Jesu, der mich zur Freiheit, zur Liebe, Vergebung und

zum Frieden ruft - aus Liebe die sich frei in mich hinein lieben will?

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Stellen wir uns eine Kollegin im Büro vor, die unter Druck gesetzt wird, an einem Projekt

mitzuwirken, das zwar viel Gewinn verspricht, aber Menschen in anderen Teilen der Welt

ausbeutet. Sie weiß: Wenn sie mitmacht, wird sie im Team gelobt, vielleicht sogar

befördert. Wenn sie Nein sagt, droht Unverständnis, vielleicht sogar Ausgrenzung. Hier

entscheidet sich, wem sie dient. Dem Mammon – also der Gier nach Geld und

Anerkennung? Oder Gott – im Respekt vor der Würde der Menschen, die unter den

Folgen dieser Ausbeutung leiden?

Gott zu dienen bedeutet nicht Weltflucht, sondern mutige Verantwortung. Es heißt, das

Gewissen und faire globale Lebensbedingungen ernst zu nehmen. Die Stimme in uns,

die uns mahnt, Frieden zu suchen, wo andere Hass säen. Hobnung zu pflanzen, wo

Resignation um sich greift. Und uns selbst genauso wichtig zu nehmen wie die weltweite

Gemeinschaft, die wir bilden aus der Verantwortung für Gottes Schöpfung.

Ein starkes Bild für diesen Dienst am Frieden schenkt uns auch der Musiker Michael

Patrick Kelly mit seiner „Peace Bell“. Aus eingeschmolzenen Waben, Symbolen der

Gewalt, ist eine Glocke gegossen worden, die zu Frieden und Versöhnung ruft. Wodurch

Tod und Schrecken herrschten, erklingt nun ein Ton der Hobnung mitten im Lärm – Stille,

ja Schweigen, nicht Alarm und Lärm!

Ein Bild für die Entscheidung: Dienen wir dem Mammon, der Zerstörung und Herrschaft

sucht? Oder lassen wir uns in den Dienst Gottes rufen, der selbst das Zerstörerische

verwandeln kann? Den „stillen Ton“ treben im Alltag, im großen Weltgeschehen um dem

Frieden zu dienen …

In allem scheint notwendig: Stille, das Zuhören, das Schweigen. Der neue Kinofilm von

Michael Ende wird wieder in seiner Geschichte von Momo zeigen, wie friedlich und

heilsam es ist, einem Menschen wirklich zuzuhören – ohne Eile, ohne Ablenkung, ohne

Berechnung. In solchem aufmerksamen Zuhören geschieht wärme, wahre Begegnung –

ja Frieden. Da wird sichtbar, dass Gottes Liebe mitten unter uns ist, wo wir unsere Sinne

und unser Herz füreinander öbnen – wärmende Stille, gehört ins Leben!

Das Evangelium will ermutigen:

Wir alle haben die Wahl, jeden Tag neu. Im Kleinen beginnt es – in einem „Nein“ zum

kalten und lauten, zur Ungerechtigkeit, in einem obenen Ohr für einen Menschen, in

einem Schritt hin zur Versöhnung - auch durch die Stille.

Denn niemand kann zwei Herren dienen. Wer sich für Gott entscheidet, der entscheidet

sich für unbedingte Liebe – ein Leben in Fülle. Für Frieden statt Gewalt. Gewissen statt

Gewinn. Augenkontakt statt Handystarren. Ganz Ohr statt noise cancelling. Mehr Wir

statt nur ich…

Bernd Keller, Ehe- und Familienseelsorger