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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag, 15.01.2023

von Pfarrer i. R. Thomas Perlick, Staatsbad Bad Brückenau

Geheimnisvolle Zweisamkeit

Ich sitze in meiner morgenfinsteren Kammer und schreibe für Sie. Sie halten nämlich gerade diese Zeitung in der Hand und haben sich sogar entschieden, in die Andacht hinein zu lesen. Bis jetzt zumindest.

Wissen Sie, dass ich in einer merkwürdigen Lage bin? Ich hocke hier auf meinem Drehstuhl und weiß nichts von Ihnen. Trotzdem will ich für Sie schreiben. Ich habe keine Ahnung, wie es Ihnen gerade geht, ob Sie traurig sind oder fröhlich, gesund oder krank. Vielleicht sind Sie auch gerade verliebt. Es wäre Ihnen zu gönnen. Ich weiß nicht einmal, wie Sie heißen. Und dann gibt es ja auch noch diese verblüffende Zeitverschiebung: Sie lesen gerade, was ich vor ein paar Tagen geschrieben habe. Trotzdem treffen wir uns genau jetzt in diesem Text. Das ist nicht nur erstaunlich, es ist auch schön. Ich kann Sie in meinem Text begrüßen wie an einer Tür. Wir betreten gemeinsam ein Haus voller Buchstaben, Worte und Satzzeichen. Solange Sie lesen, gehören wir zueinander. Wir bilden eine geheimnisvolle Zweisamkeit, ein Team für kurze Zeit. Wir sind beieinander. Das macht mir Freude. Sie wissen das, weil Sie noch immer lesen. Andere sind inzwischen vielleicht ausgestiegen. Es ist ihr gutes Recht. Allerdings verpassen sie dann den Schluss, den frommen, wie manche jetzt vielleicht sagen. Ich finde ihn eher fröhlich und ermutigend. Es ist ein Segen, den ich Ihnen gern weitergeben möchte. Ihnen ganz persönlich. Dass ich nicht weiß, wer Sie sind, macht dabei gar nichts. Ich bin ja nur der Segenspostbote. Das ist übrigens ein wunderschöner Beruf. Vielleicht der Schönste.

Also, heute ausdrücklich und ganz persönlich für Sie: „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.“ Amen.

Thomas Perlick, Pfr. i. R., Staatsbad Brückenau