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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag 14.09.2025

Martin Hild, evang. Pfarrer in Münnerstadt

Das Gute finden

Diesen Sonntag ist das Fest der Kreuzauffindung. Die Mutter von Kaiser Konstantin, Helena, ließ auf einer Pilgerreise nach Jerusalem am Berg Golgota nach Spuren Jesu graben. Das war spannend, denn durch die Zerstörung Jerusalems waren nur noch römische Gebäude zu finden. Unter einem Tempel für die Göttin Venus fanden ihre Forscher das Kreuz Jesu Christi. Darüber wurde die Grabeskirche Eleona errichtet, die wir bis heute besuchen können. Der daraus entstandene Gedenktag der Kreuz-Auffindung und Kreuz-Erhöhung ist heute der 14. September. Das Originalkreuz ging dann wieder verloren in den Wirren der Geschichte. Aber bis heute kann man an diesem Tag das Wunder des Kreuzes intensiv bedenken.

Dazu kann ich durch meine Kirche gehen. Wo finde ich Kreuze und wie sehen sie aus? In der Auferstehungskirche in Münnerstadt ist es ein leeres Kreuz, das im Zentrum steht. Es deutet auf die Auferstehung Jesu hin. Die Worte „Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.“ der Engel am leeren Grab erklingen mir unwillkürlich im Ohr. Aber auch auf der Empore finde ich ein Kreuz, eines mit dem Körper Jesu, neben den historischen Kirchenfenstern. Es ist das alte Kreuz des Pfarramtes, das vom Pfarrhaus beim Umzug des Büros ins Gemeindezentrum mitgenommen wurde. Da hängt Jesus, mit all dem Leid und der Qual, die er für unsere Schuld trug.

Bei uns in Bayern ist dieser Sonntag aber auch das Ende der Ferien. Viele Kinder und ihre Eltern haben Erholung gesucht in der Ferne oder in der Nähe. Haben sie sie gefunden? Hoffentlich, denn die neuen Herausforderungen der Schule und der Arbeit stehen an. Wir waren dieses Jahr im Odenwald. Da kann man zum Beispiel das steinerne Meer finden, ein riesiger Felsenanstieg, den man heraufklettern kann. Wenn man an die alten Legenden dort glaubt, kann man im Quellwasser versuchen, etwas vom Drachenblut zu erahnen, in dem Siegfried von Xanten einst badete, um unverwundbar zu werden. Ein Blatt von den Bäumen, eine etwas zu redselige Geliebte und der Speer Hagen von Tronjes sorgten für das Ende seines Heldenlebens.

Wenn ich ältere Menschen zum hohen Geburtstag besuche, dann erzählen sie mir manchmal von den Reisen, die sie früher gemacht haben. Nun tragen sie das Kreuz des Alters. Ihr Lebenskreis hat sich auf ihr Haus oder Altenheim und Krankenhausaufenthalte eingeschränkt. Es ist gut, wenn sie sich dankbar in Erinnerung rufen können, mit wem sie damals unterwegs waren und was sie Beeindruckendes gesehen haben.

„Suchet, so werdet Ihr finden!“ riet Jesus einst seinen Jüngerinnen und Jüngern. Helena hat sein Kreuz gefunden und damit die Ausbreitung des Christentums bestärkt. Ich suche in der Kirche Gemeinschaft der Menschen, die Jesus lieb haben. Wer versucht, das Leben für immer zu verlängern, wird vermutlich scheitern wie einst Siegfried, an irgend einer verwundbaren Stelle. Im hohen Alter ist als Reiseziel durchaus das „selige Sterben“ nach erfülltem Leben etwas, dem man gefasst ins Auge sehen sollte: Die letzte Entdeckung steht bevor, zu schauen, woran du geglaubt hast.

Bis dahin dürfen wir dankbar sein für all das, was Gott uns sehen lässt. Und das was uns schwer fällt anzunehmen, dürfen wir als „unser Kreuz“ im Gebet teilen mit dem, der „das Kreuz der Welt“ ein für alle Mal auf seine Schulter genommen hat.

Den Kindern aber, die jetzt in die Schule gehen, und ihren Eltern und ihren Lehrerinnen und Lehrern wünsche ich, dass sie das Gute finden: Neues lernen, Gelerntes festigen, auch in Prüfungen sich von Gott geliebt fühlen und sich gegenseitig ansehen als Menschen, die einander zum Segen werden sollen.

Euer Pfarrer Martin Hild