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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag 14.04.2024

Pfarrer Steffen Lübke, evangelische Krankenhaus- und Rehaseelsorge Bad Kissingen

Kann denn Lügen Sünde sein?

Wir sind alle kleine Sünderlein,
'S war immer so, 's war immer so.
Der Herrgott wird es uns bestimmt verzeih'n,
'S war immer, immer so.
Denn warum sollten wir auf Erden
Schon lauter kleine Englein werden?

Manche erinnern sich vielleicht noch an den Schauspieler und Sänger Willy Millowitsch. Für mich ist er wie ein Schatten aus meiner Kindheit. Die Erinnerungen sind verbunden mit Fernsehen mit meiner Oma, Limo im Glas und Salzstängelchen. Sie ist 1903 geboren, er 1909. Beide sind längst gestorben. Aber sein Lied lebt heute noch: „Wir sind alle kleine Sünderlein.“ Ja, was wäre unser Leben ohne die heiter besungenen kleinen Sünden? Farblos, fad und letztlich vielleicht sogar überflüssig.

Der Reformator Martin Luther hat in einem Brief an seinen Freund Philipp Melanchthon geschrieben: „Pecca fortiter, sed fortius fide! - Sündige tapfer, aber tapferer glaube!“ Wie kann ein Lehrer der Kirche so etwas sagen? Sündige tapfer! Gemeint haben könnte er: Nutze die Gaben, die Gott Dir anvertraut hat und tu, wozu Du berufen bist. Und wo man hobelt, fallen nun mal Späne. Wer versucht, jeden Fehler im Leben zu vermeiden, vermeidet und verfehlt damit letztlich sein Leben. Manche sehen darin eine der größten Sünden.

Es geht also darum, dass ich mein Leben tapfer in die Hand nehme und lebe. Aber ist es egal, wie ich das tue? Weil ich halt ein kleines Sünderlein bin und kein Englein? Hauptsache nicht langweilig?

Der mittelalterliche Philosoph Peter Abelard behauptet sinngemäß: Wenn ich eine Entscheidung treffe und weiß in diesem Moment, dass sie falsch ist, dann erst wird sie zur Sünde. Und das ist in diesem Fall nicht positiv gemeint!

Was bedeutet das jetzt für diejenigen, die ganz offenkundig Unsinn erzählen, Menschen manipulieren und aufwiegeln? Wenn offenkundige Unwahrheit scheinbar zum alltagstauglichen Mittel wird, um eigene Interessen durchzusetzen, dann ist die Sünde angerichtet.

Das zunehmende Problem ist: Es wird immer schwerer zu durchschauen, wie wir manipuliert werden. Wir sind ständig gefordert, zu hinterfragen, kritisch zu prüfen, selber zu denken und uns zu ver-Antworten. Das ist anstrengend und mühsam. Es geht aber nicht ohne.Wir müssen etwas riskieren und unsere Gaben einsetzen, wie an einem Roulettetisch. Wir müssen uns informieren, diskutieren, aus Liebe zur Wahrheit miteinander streiten und Lügen nicht durchgehen lassen. Wir müssen bereit sein, unangenehme Einsichten auszusprechen und unpopuläre Entscheidungen zu treffen aus Verantwortung gegenüber dem Geschenk des Lebens!

Um auf Luther zurückzukommen: Es geht nicht nur um das Sündigen, sondern auch um das Glauben. Tapferer glaube! Das könnte heißen: Halte fest im Vertrauen an dem, wo Dein Ursprung ist und auch Dein Ziel. Halte fest an dem Heiligen. Es ist Quelle und Grund von allem, was ist. Nicht aus Dir selbst kommt, was Leben schafft. Das Leben, diese Welt, alles ist Dir anvertraut. Stell Deine Gaben in den Dienst des Lebens. Aber auch das gehört zum Glauben, dass nicht alles an uns liegt. Noch einmal zitiere ich Luther, der gesagt haben soll: „Ich sitze hier und trink mein gutes Wittenbergisch‘ Bier, und das Reich Gottes kommt von ganz alleine.“

Pfarrer Steffen Lübke, evangelische Krankenhaus- und Rehaseelsorge Bad Kissingen