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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag 14.05.2023

Carolin Esgen, Prädikantin im Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Lohr

Auf du und du

Don Camillo und Peppone – sehen Sie ein Gesicht vor sich? Das bewegliche Gesicht Don Camillos vielleicht, legendär verkörpert in den Filmklassikern der 50er Jahre durch den Schauspieler Fernandel? Unschuldig aufgerissene Augen, wütend entschlossen, schuldbewusst ertappt: Gesichter können sprechen! Die Geschichten rund um den streitbaren Geistlichen Don Camillo und den kommunistischen Bürgermeister Peppone begeistern viele auch heute noch.

Legendär nicht nur die wort-, witz- und list-reichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Hauptpersonen, sondern auch die Gespräche zwischen Don Camillo und Jesus. Das Besondere: Jesus spricht hörbar für Don Camillo, aber auch für uns Zuschauer. Gelegentlich vom Kreuz - fragend, mahnend, den übereifrigen Priester zurückrufend. Dann wieder mitten in ein Geschehen hinein, ganz im Alltag, gar nicht in einer Kirche – ermutigend, sanft antreibend. Aber immer wieder sucht auch der Geistliche den Kontakt, schimpft, fragt, versucht seine Sicht Jesus unterzujubeln oder einen Kommentar zu umgehen. Austausch. Beziehung. Aber auch Schweigen. Mal schweigt Jesus. Nicht immer ist er wunschgemäß verfügbar. Er hat seine eigene Zeit, seine eigene Weise zu reden. Und gelegentlich stellt sich auch Don Camillo taub. Versucht die Stimme Jesu zu ignorieren, ihr auszuweichen.

Viele dieser Szenen zeigen mir alltagsnah, was Beten bedeutet. Beten ist Gespräch – und kein Monolog. Ja, auch ich wünschte, Jesus Christus würde wenigstens manchmal laut hörbar mit mir sprechen. Macht er bei mir aber nicht. Nach meiner Erfahrung redet Gott anders: viel leiser als erhofft - und für mich oft erst im Nachhinein verständlich. Man muss kein Kirchenmitglied sein, um zu beten. Man muss noch nicht einmal an Gott glauben. Ob als Kirchgänger*in oder als Zweifelnde*r, ob suchend oder einfach spirituell interessiert: ich kann danken, bitten, klagen, wüten oder meine Freude teilen. Und ich kann offen sein für Gottes Worte. Wenn ich Mühe habe, Gott zu hören, dann kann ich seine Worte in der Bibel lesen, in diesem großen persönlichen Brief Gottes an seine Menschen. Das kann ich auch, wenn ich selbst noch nicht weiß, wie ich mit Gott reden soll. In den Psalmen und im Vaterunser im 6. Kapitel des Evangeliums nach Matthäus finde ich Worte, die ich selbst nutzen kann.

Don Camillos Freundschaft mit Jesus motiviert mich. Auch wenn es nur ein Film ist: Ich kenne Menschen, die wirklich so „auf du und du“ mit Gott sind. Das macht Lust auf mehr. Es macht Lust, mit Gott zu reden, zu fragen und hinzuhören. Beten geht über den Einzelnen hinaus. Hin zu großen Themen, wie Frieden, Gerechtigkeit, Sorge um Lebensbedingungen. Besonders ist für mich das Beten in Gemeinschaft. Sich mit anderen zu verbinden beim Beten und Singen. Um dann ein Stück weit ermutigt oder erleichtert nach Hause zu gehen. Gibt es in Ihrer Nähe ein Gebetstreffen? Waren Sie schon mal da? Ein herzliches Willkommen ist Ihnen sicher!

(Carolin Esgen, Prädikantin im Evang.-Luth. Dekanatsbezirk Lohr)