Nachfolger gesucht
Dieser Text ist entstanden, kurz bevor in Rom das Konklave begonnen hat. Ob wir also jetzt, wenn Sie die Zeitung aufschlagen, schon einen neuen Papst haben, oder noch auf weißen Rauch warten, weiß ich nicht. Was ich weiß: Überraschend viele Menschen waren sehr betroffen, als uns am Ostermontag die Nachricht vom Tod von Papst Franziskus erreicht hat. Auch Menschen, die ansonsten wenig mit Kirche zu tun haben, erzählten plötzlich, was sie an ihm geschätzt haben. Wie sehr das Thema der anstehenden Papstwahl die Menschen beschäftigt hat, zeigt sich auch an spannenden Zahlen: So wurde seit Ostern der Film „Konklave“ fast 300% häufiger abgerufen und „Die zwei Päpste“ aus dem Jahr 2019 hat über 400% mehr Zuschauer, als zuvor. Auch wenn der Papst zwar nur Herrscher über das 0,44 km2 große kleinste Land der Welt ist und Bischof von Rom, hat er doch große Bedeutung.
Was der Papst als Oberhaupt der Katholischen Kirche sein soll, das passt gut zu diesem Sonntag, der manchmal auch „Sonntag des Guten Hirten“ genannt wird. Auch wenn der Beruf des Hirten nicht mehr so häufig zu sehen ist, lässt sich doch leicht vorstellen, was er alles tun muss. Dazu gehört seine Herde zusammenzuhalten – sowohl die schnellen Mitglieder wie auch Nachzügler. Er schützt seine Herde vor den verschiedensten Gefahren und gibt eine Richtung vor. Er hat dabei große Verantwortung, ist aber oft nicht allein mit diesen Aufgaben. Wie sehr Papst Franziskus diese Rolle ausgefüllt hat, zeigt sich für mich auch in seinen letzten Tagen: Obwohl er gesundheitlich angeschlagen war, ist er zu denen gegangen, die am Rand der Gesellschaft stehen. Er hat eben nicht nur in schönen Worten, in theologischen Texten davon erzählt, was die Grundaufgaben der Kirche sind, sondern sie ganz praktisch umgesetzt.
Dass auch der Nachfolger von Franziskus diesen Aufgaben gerecht wird, ist eine Hoffnung, die aktuell viele Menschen bewegt. Hoffen wir, dass auch er nicht nur ein guter Hirte für seine Kirche ist, sondern, wie Franziskus vor ihm, seine Stimme einsetzt: Für die Armen und Ausgegrenzten, für die Menschen in den Kriegsgebieten dieser Welt und für die Bewahrung der Schöpfung, auf der alle Menschen in Frieden und Freiheit leben dürfen.
Johannes Schulz, Pastoralreferent im Pastoralen Raum Burkardroth