Von Jesus lernen: Aufsuchen - Aufrichten - Aufrichtig!
Wann wurden Sie das letzte Mal aufgesucht?
Wann (wieder) aufgerichtet?
Wann erlebten Sie einen aufrichtigen Menschen?
(bitte lesen Sie nach Möglichkeit vor diesen Zeilen zum besseren Verständnis die
Textstelle in der Bibel - Markusevangelium 1, 29-39)
AUFRICHTIGKEIT (lieben) - AUFRICHTEN (loben) - AUFSUCHEN (leben)
Das Evangelium, die gute Nachricht dieses Sonntags hat ganz schön viele heilvolle
Begegnungen zu bieten. Immer ist Jesus als „göttlicher Gesandter“, als
ganzheitlicher Arzt dabei und handelt.
Jesus geht hinaus, mitten hinein, er geht zwischen den Häusern, in den Häusern,
zwischen den Orten und Städten umher, sucht und richtet auf, heilt, und ja - treibt
Böses aus! Verhalten und Haltungen von Menschen und Gruppen die herzlos,
hasserfüllt und lieblos sind.
Immer wieder frage ich mich als Seelsorger mit vielen Kolleginnen und Kollegen in
Pastoral und Caritas: wie machte Jesus das damals - wie kann es heute geschehen,
dass aus Hass (wieder) Liebe wird bzw. die Liebe bleibt?
Das Zeugnis der vier Evangelisten ist klar - Jesus ist schon als Mensch nicht ein
„Hassprediger", einer also dem es allein um sich geht, einer der denkt er selbst sei
die Sonne und alle anderen Geschöpfe müssten sich um ihn als Person drehen.
(heute ist das ja leider sehr verbreitet!) Vielmehr lebt Jesus aus dem Licht Gottes und
verkörpert und vermittelt es. Jesus - ein Mensch, respektvoll, immer auf Augenhöhe,
der als Heiland, Heil-Land bringt.
Für mich als Seelsorgenden ist Jesus in Haltung und Verhalten Urbild und Vorbild
zugleich für die Praxis der Präambel und Artikel 1 unseres Grundgesetzes:
- Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, … Die
Würde des Menschen ist unantastbar. -
Wenn nun an diesem Sonntag in einigen Städten und Ortschaften unseres
Landkreise tausende (ja doch mindestens hunderte) Menschen auf die Straße gehen
und sich aufstellen und aufmachen, dann steht jede Person für das Aufrichten von
Menschen um würdevoll leben und lieben zu können.
Soweit ich es von Jesus lernen durfte ist das (!) Aufrichtigkeit: sich Gott und dem
Gewissen verpflichtet zu wissen, zu lernen, zu lieben und zu leben. Zu wissen, ich
bin nicht „gottgleich“, ich bin begrenzt und (zurück)gebunden an sittlich-ethische
Werte, die metaphysisch verankert sind. „Aufrichtigkeit“ in diesem Sinn, geschieht
nicht wenn Menschen auf dem "Egotrip" sind, und sich narzistisch selbst mit der
Sonne verwechseln. Also immer "ich-ich-ich" – die Folge ist doch leider
„Überheblichkeit und Selbstgerechtigkeit“, die sich über Menschen erhebt und
verurteilt – also nicht aufrichtet und ins Leben führt.
Jesus lebt aufrichtig aus göttlicher Geistkraft, die ihm G:tt als Vater und Mutter
schenkt, um hinaus zu gehen in die Begegnungen - um Menschen
aufzurichten. Dieses Evangelium ist ein besonderer Hinweis dafür.
Von Herzen wünsche ich uns allen, dass wir aufrichtig leben, um uns als Menschen
immer wieder neu über Grenzen hinweg aufzusuchen und aufzurichten!
Um friedvoll immer mehr in diese Haltung hinein zu wachsen, empfehle ich auch
diese Dreiklänge zu beachten und empfindsam zu lernen, wie es gehen kann
friedvoll und liebevoll zu leben:
Vermeiden wir zu hasten und zu hetzen, denn das bewirkt Hetze und Hassen!
Nein zu: hetzen – hasten – hassen
Ja zu: lieben – loben - leben
Aufrichtige und aufrichtende Grüße
Ihr Bernd Keller
Ehe- und Familienseelsorger im Landkreis Bad Kissingen und Vorsitzender des
Caritasrates des KCV Bad Kissingen