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Kurort Bad Kissingen

Wort zum Sonntag, 01.01.2023

von Niels Hönerlage, Pfarrer von Weißenbach, Detter und Heiligkreuz

Fremde Löffel

Die wichtigste Mahlzeit am Tag ist für mich das Frühstück. Wie ein Kaiser soll ich da speisen, so habe ich es von meiner Oma gelernt, und daran halte ich mich meistens auch.

Für mich gehört immer auch etwas Süßes dazu und zum Glück habe ich da meinen absoluten Lieblingsaufstrich zum Frühstück entdeckt. Eine Nusscreme von Brandgut, so heißt der Hersteller, aus süß gebrannten Mandeln, Cashew, Erd- oder Haselnüssen. Sehr süß, ein bisschen salzig, sehr lecker. Ein absoluter Traum, ein Genuss. Die haben auch originelle Namen: Mandelikat, Cashjuhu, Erdnuss-Muss oder Haselgenuss. Sehr passend, wie ich finde.

Wenn dieser Aufstrich bei uns auf dem Tisch steht, bin ich damit ein wenig geizig. Den kann ich mir gut einteilen. Auf den passe ich auf. Da schaue ich genau zu, welcher Mitgenießer und welche Mitgenießerin wie viel aufs Brot schmiert. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich den Aufstrich im Schrank „vergessen“ habe, damit ich ihn nicht teilen muss.

Neulich habe ich entdeckt, dass auf der Rückseite ein paar hilfreiche Tipps stehen, wie der Nussaufstrich am besten zu lagern sei: Vor Wärme, Licht und vor fremden Löffeln schützen. Ja, habe ich schmunzelnd gedacht. Das ist ein guter Hinweis. Das Glas ist so klein, jeder fremde Löffel wird diesem Aufstrich schnell ein Ende setzen. Dieser scherzhaften Anweisung kann ich also bei meinem Haselgenuss gut Folge leisten. Fremde Löffel, nein danke. Ich teile das schließlich nur mit ausgewählten Gästen. Nicht jeder x-beliebige Mensch darf sich hier bedienen.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ So sagt Jesus in der Jahreslosung für das hinter uns liegende Jahr 2022. In diesem kurzen Satz steckt für mich unheimlich viel der ganz zentralen Botschaft von Jesus in unserer Welt, die auch in diesem Jahr wieder sehr aktuell gewesen ist. Jeder Mensch ist bei ihm willkommen, da sind keine Vorbehalte, kein Zögern, kein Abweisen, keine Anträge, keine Bürokratie, keine Rückführungen in Herkunftsländer, keine Massenunterkünfte, keine Stacheldrahtzäune, die Menschen abhalten sollen, keine Push-Backs ins offene Meer, direkt an der Küste einzelner EU-Länder.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Jesus weist niemanden ab: Nicht wegen der Liebe zum gleichen Geschlecht, nicht wegen der falschen Konfession, nicht wegen gemachter Fehler, nicht wegen der Herkunft. Niemanden.

Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“

Ein herrlicher Satz, voll im Kern der christlichen Botschaft, voll des Geistes der Nächstenliebe, voll der Offenheit für andere Menschen. Bei Gott sind wir alle Willkommen, wer wir auch sind. Er wird uns nicht abweisen.

Jesus, das steht für mich fest, Jesus würde seinen Erdnussaufstrich nicht vor fremden Löffeln schützen.

Vielleicht schaffe ich das ja auch hin und wieder in meinem Leben. Diese Haltung. Das wäre doch ein guter Vorsatz für das neue Jahr. Ganz generell: Mehr Offenheit, mehr Nächstenliebe, mehr Willkommenskultur. Keine Vorbehalte, kein Abweisen.

Mehr Sätze wie: Komm doch vorbei, ich bin da, ich habe Zeit für dich, ich weise niemanden ab. Und vergiss deinen Löffel nicht.

Niels Hönerlage, Pfarrer von Weißenbach, Detter und Heiligkreuz