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Kurort Bad Kissingen

Weihnachtsszene mit Katz und Maus

Ausstellung in der Oberen Saline zeigt Krippen von Rhöner Künstlern – Kauzige Charakterköpfe und moderne Formgebung – Schneekrippe und Häuser mit liebevollen Details

Bad Kissingen (POW) Fast schon konspirativ beugt sich der Herr mit dem grauen Haar zu seinem Gegenüber mit dem Hut und dem Kugelbauch hin. Der horcht ihm konzentriert zu, in der Linken den Reisigbesen. Von der Krippenszene, die sich unweit von ihnen abspielt, scheinen diese zwei wenig mitzubekommen. Von links kommt eine Frau zum Jesuskind und seinen Eltern herbeigelaufen, die auf einem großen Nudelbrett einen runden Blechkuchen trägt.

Künstlerkrippen aus der Rhön wie diese von Dieter Robert Frank aus dem thüringischen Milz zeigt derzeit die Ausstellung „Krippen aus der Rhön“ in der Oberen Saline in Bad Kissingen. Elke Böhm, Gattin des langjährigen bayerischen Landtagspräsidenten Johann Böhm, hat die Ausstellung zusammengetragen: „Ich kenne keine Krippen aus anderen Gegenden, die eine derartige Aussagekraft haben.“

Kein Heu, keinen Ochsen und keinen Esel hat eine Darstellung des Bildhauers Edgar Vorndran aus Leutershausen (Landkreis Rhön-Grabfeld). Auf einem zeitgenössischen Stuhlmodell sitzt Josef, bekleidet mit Hemd, Hose und Slippern. Auf seinem Schoß sitzt das Jesuskind, dessen Kopf Josef sanft mit Kinn und Nase berührt. Seitlich bei ihnen steht, in einem schlichten Kleid, Maria und blickt ergriffen in die Ferne. „Bei dieser Darstellung der Heiligen Familie in der Jetztzeit kommen die gegenseitige Dankbarkeit, Liebe und Zuneigung in der Familie zum Ausdruck“, sagt Böhm.

Vorndran hat wie viele andere Rhöner Bildhauer die Holzschnitzschule in Bischofsheim besucht. Wie ihr thüringisches Pendant in Empferthausen wurde diese im 19. Jahrhundert eröffnet. Beide griffen die örtliche Tradition auf, in den Wintermonaten mit dem Schnitzen von Gebrauchsgegenständen wie Holzschuhen, Holzbesteck oder Rechen einen Nebenerwerb zu sichern.

Heute verstehen sich die Rhöner Bildhauer auf klassisches Schnitzwerk ebenso wie auf eine zeitgenössische Formensprache. Der 41-jährige Steffen Kranz, Lehrgangsleiter der Meisterausbildung in Empfertshausen, platziert eine seiner Krippenszenen vor einer reliefartigen Dorfszenerie mit Kirchturm, bei der die Gebäude comicartig verzerrt sind. Josef trägt einen Bart, der an eine gewellte Halskrause erinnert. Mit Holzschuhen an den Füßen arbeitet er gerade an der Wiege für das Jesuskind. Neben ihm sitzt Maria auf einem Schemel, der Säugling auf ihrem Schoß liegt auf dem Bauch und blickt zu Josef hinüber. Am linken Rand der Szene streckt sich eine Katze zu einem Mäuschen an der Treppe hinauf. Rechts kommt ein Schäfer mit seinen Tieren herbei, ein Junge hat seinen Holzschuh ausgezogen und scheint den Fuß zu untersuchen. Ein Hund buckelt sich, um den Vogel auf seinem Rücken loszuwerden.

Mit modernen, zum Teil auch stark reduzierten Formen, arbeitet die Keramikkünstlerin Claudia Maria Lay aus Bad Kissingen. Eine ihrer Krippendarstellungen ist in einem Ockerton lasiert. Josef und Maria haben jeweils Körper, die Halbzylindern mit stilisierten Armen ähneln. Lediglich die Köpfe sind komplett dreidimensional ausgeführt. Das Jesuskind sitzt auf einer ovalen Schräge. Auch seine weit geöffneten Arme entspringen aus einem Halbzylinder. Die Beinchen zeigen in Richtung des Betrachters. Eine zeitlose Komposition.

Eindeutig in der Rhön verortet sind die geschnitzten Kunstwerke von Herbert Holzheimer aus Langenleiten (Landkreis Rhön-Grabfeld). Er orientiert sich bei den Charakteren, die er schafft, an den bäuerlichen Gestalten, die er persönlich aus der Rhön kennt. Gebeugte alte Frauen mit von Arbeit und Wetter zerfurchten Gesichtern, pausbäckige Lausbuben und knorrige Hirten mit Bart finden sich darunter. Gerne verlegt er das Geschehen von Betlehem in die Rhön. Deswegen ist eine seiner Krippen auch eine weihnachtliche Winterlandschaft. Da bahnt sich zum Beispiel die Bäuerin den Weg durch den Schnee, um das Kind in der Krippe zu sehen. „Der Aufbau der Krippenlandschaft ist aus Styropor, der mit Gips überzogen und winterlich modelliert wird“, erläutert Böhm.

Liebevoll begrünt ist das Umfeld der Krippengebäude von Alois Wehner aus Windshausen (Landkreis Rhön-Grabfeld). Der Diplom-Krippenbaumeister konzentriert sich auf den detailgetreuen Nachbau von Rhöner Gehöften, heimische Flora inklusive. Hierfür sammelt er Moose, Wurzeln, Baumrinden, Beerensträucher und Heidekraut. Bis auf die letzte Dachschindel und den Türbeschlag detailgetreu ist der Nachbau seines Elternhauses in Stangenroth (Landkreis Bad Kissingen), in dessen Hof eine Krippenszene platziert ist. An den wettergegerbten Holzplanken der Scheune ist ein Vogelhäuschen platziert, kahle Äste von Wildem Wein ranken sich an einem Spalier an der Hauswand empor. Wie die Krippenfiguren haben auch die Häuser in der Rhön ihr ganz eigenes Gepräge.

Die Ausstellung im Museum Obere Saline ist bis zum 26. Januar mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Das Begleitbuch „Krippen aus der Rhön“ von Elke Böhm gibt es in dieser Zeit dort zum Sonderpreis von 15 Euro.

Markus Hauck (POW)

(4913/1251; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

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