Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Kurort Bad Kissingen

Für Deutschland und Weltkirche viel erwirkt

Feierstunde mit Festvortrag von Karl Kardinal Lehmann anlässlich des 100. Geburtstags von Julius Kardinal Döpfner in Bad Kissingen – „Döpfner hing sehr an seiner unterfränkischen Heimat" – Oberbürgermeister Blankenburg würdigt großen Sohn der Stadt – Auftakt zur Tagung „In dieser Stunde der Kirche"

Bad Kissingen (POW) Als Brückenbauer in einer Zeit des Übergangs hat Karl Kardinal Lehmann den vor 100 Jahren in Hausen bei Bad Kissingen geborenen Kardinal Julius Döpfner (1913-1976) gewürdigt. Bei einem Festakt vor rund 700 Gästen in der Wandelhalle in Bad Kissingen beschrieb Kardinal Lehmann Döpfner als Seelsorger mit einer herzhaften Frömmigkeit, der immer das Ganze im Blick gehabt und glaubwürdig geführt habe. Der Festakt bildete gleichzeitig den Auftakt zur zweitägigen Tagung „In dieser Stunde der Kirche“, die sich mit dem Leben und Wirken des Kardinals aus der Rhön befasst. Veranstalter sind die Katholische Akademie in Bayern und die Katholische Akademie Domschule Würzburg.

Kardinal Lehmann, der am 10. Oktober 1963 von Kardinal Döpfner in Rom zum Priester geweiht wurde, blickte zunächst auf das Leben des Kardinals und erinnerte an die harten und „bitterbösen“ Kinderjahre in der Rhön sowie an Döpfners Studienzeit an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, die eine etwas einseitige und auch damals harte Schule gewesen sei. „Aber es war eine vielfältige Herausforderung, die einem etwas abverlangte.“ Weiter stellte er das Engagement Döpfners als Priester und dann als Bischof in Würzburg (1948-1957) sowie als Bischof und Kardinal in Berlin (1957-1961) und München (1961-1976) vor. Schließlich beleuchtete Kardinal Lehmann den Einsatz Döpfners als Moderator beim Zweiten Vatikanischen Konzil und als Präsident der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland von 1971 bis 1975 in Würzburg.

Kardinal Lehmann ließ den Blick auch auf die Anhänglichkeit Döpfners an seine Heimat fallen. „Julius Kardinal Döpfner hing sehr an seiner unterfränkischen Heimat. Es fiel ihm immer schwer, von ihr getrennt zu sein. Er wollte hier nichts anderes als Pfarrer werden.“ Gerne habe sich Döpfner zu seiner Herkunft aus bescheidenen Verhältnissen seiner fränkischen Heimat bekannt, die er immer mehr liebte. Er habe einen sehr anspruchslosen, keine Belastung scheuenden Lebensstil beibehalten. „Er konnte mit einfachen Menschen ebenso umgehen wie mit hochgestellten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und bewegte sich in der kleinsten Gemeinde ebenso ungezwungen und frei wie auf dem internationalen Parkett.“ Trotz seiner großen Anhänglichkeit an seine Heimat sei Döpfner in die Fremde gegangen und habe so für Deutschland sowie die Weltkirche viel erwirken können.

Schwerpunkte der Jahre Döpfners als Bischof von Würzburg waren nach den Worten von Kardinal Lehmann die Neuerrichtung von 43 und die Wiederherstellung von 48 Kirchen, die Gründung des Sankt Bruno-Werkes für den Wohnungsbau, der Aufbau einer zeitgemäßen kirchlichen Erwachsenenbildung und die Förderung des Laienapostolats durch eine Integration bestehender Verbände. Aus dieser Zeit sei das oft missverstandene, im vollen Text jedoch korrekte Wort entstanden: „Wohnungsbau ist heute in Wahrheit Dombau, Wohnungssorge ist Seelsorge.“ Trotz des Vorfalls bei der Einweihung der Zuckerfabrik in Ochsenfurt bleibe eine Perspektive auch für das Gesamtbild Döpfners gültig: „Bei aller Bereitschaft zur Kooperation und zum Austragen von Konflikten auf dem Weg des Gesprächs war und blieb er im unveräußerlichen Kernbereich des christlichen Glaubens ein Mann des entschiedenen Bekenntnisses und der klaren Sprache“, betonte Kardinal Lehmann.

Die klare Erkenntnis der Situation habe bei Döpfner auch zu einigen eindeutigen Betonungen der Aufgabe der Kirche in seiner Würzburger Zeit geführt. Döpfner habe gesehen, dass der Christ in einem höheren Maße als bisher der personal verantworteten Glaubensentscheidung in der Gemeinschaft der Kirche bedürfe. „Es ging ihm auch um ein neues Verhältnis zwischen Amtsträgern und Laien, um eine Verlebendigung der Ortsgemeinde und um ein neues Zueinander von geistlicher Erfahrung und Zuwendung zur säkularen Welt“, sagte Kardinal Lehmann. Im Bistum Würzburg sei Bischof Döpfner für alle Gruppen zu einer Identitätsfigur geworden. „Alle großen Themen Döpfners finden sich bereits hier. Dabei ist immer wieder auch die Glaubensstärke Döpfners imponierend, mit der er seine Aufgaben durchtrug.“

Döpfners Berliner Jahre in der Zeit des Kalten Krieges, des wachsenden Drucks durch das DDR-Regime, der geteilten Stadt und des Mauerbaus habe den 1958 zum Kardinal erhobenen Döpfner härter und zugleich offener, entschiedener und noch weiter werden lassen. Besonders erinnerte Kardinal Lehmann an das gegen Döpfner verhängte Einreiseverbot in die Bistumsgebiete in der DDR, an Hirtenbriefe, an die Errichtung der Gedenkkirche „Maria Regina Martyrum“ sowie an Döpfners große Predigt zur Versöhnung mit Polen. Berlin sei für Döpfner eine unerlässliche Schule geworden auf dem Weg zur größeren Teilnahme an der weltkirchlichen Verantwortung, die auf den Münchner Erzbischof zukommen sollte.

Als Erzbischof von München und Freising ab 1961 habe sich Döpfner im oberbayerischen Voralpenland rasch zu Hause gefühlt. Ursache dafür sei nicht nur die Liebe des Bergsteigers zur einheimischen Alpenwelt, sondern auch eine in gediegenem Studium begründete persönliche Beziehung zur Geschichte und Kultur Bayerns gewesen. „Kardinal Döpfner wusste jedoch, dass ihn in München eine schwierige seelsorgliche Situation erwartete.“ Die pastoralen Initiativen seines Vorgängers Kardinal Wendel habe Döpfner verstärkt, wichtige Rahmenregelungen seien gefolgt – beispielsweise die Schaffung von Pfarrverbänden oder die Beauftragung von Pastoralassistenten. Längerfristige Aufgaben habe Döpfner in der liturgischen Erneuerung und in der Beteiligung aller Glieder der Kirche an der Verantwortung für das Ganze der Kirche gesehen.

Ein großes Maß an Verantwortung bei der Führung der Gesamtkirche sei Kardinal Döpfner während des Zweiten Vatikanischen Konzils und in der nachkonziliaren Zeit zugefallen. Als einer der vier Konzilsmoderatoren habe er einen großen Dienst für das Gelingen des Konzils geleistet. „Sein Einfluss war auch deswegen groß, weil er als tüchtiger Organisator und Koordinator galt. Im Übrigen hatte aber Döpfner auch schon das hohe Vertrauen des ersten Konzilspapstes“, berichtete Kardinal Lehmann. Auch nach dem Konzil seien gewichtige Aufgaben geblieben, die Döpfner mit den Problemen der Weltkirche verbunden haben.

Eine weitere wichtige Aufgabe kam Döpfner als Vorsitzendem der Deutschen Bischofskonferenz von 1965 bis 1976 zu. Döpfner sei sehr viel daran gelegen gewesen, die im Glauben gründende Verantwortung des einzelnen Bischofs für seine Diözese zu respektieren. Dass es dennoch und gerade aus dieser Freiheit heraus zu einer hohen Einmütigkeit gekommen sei und der deutsche Episkopat bei allen Unterschieden im Einzelnen in den wesentlichen Fragen eine lebendige Einheit gebildet habe, sei zweifellos das Verdienst Kardinal Döpfners gewesen, unterstrich Kardinal Lehmann. Wichtigen Fragen und Auseinandersetzungen sei er nicht ausgewichen, was sich vielleicht am folgenschwersten beim Erscheinen der Enzyklika „Humanae Vitae“ vom 25. Juli 1968 gezeigt habe. Die sogenannte „Königsteiner Erklärung“ vom 30. August 1968, für deren Zustandekommen Döpfner sich persönlich sehr engagierte, habe den Versuch bedeutet, diesen Konflikt auszutragen.

Schließlich sei Kardinal Döpfner zum anerkannten Führer der Würzburger Synode geworden, bei der er immer wieder programmatische Reden gehalten habe. „Kardinal Döpfner hat die Gemeinsame Synode in der Funktion dieses Dienstes an der Einheit der Kirche gesehen und mit allen Kräften diesen Prozess des Gesprächs zwischen allen Gruppen gefördert. Dabei war es gewiss vor allem seine Person, die durch ihr Ansehen und ihren Einsatz die oft extremen Flügel in der Diskussion nicht auseinanderbrechen ließ, sondern zusammenführte.“

„Was bleibt von Julius Kardinal Döpfner?“, fragte der Mainzer Kardinal am Ende des Festvortrags. An erster Stelle müsse Döpfners männliche, innige und herzhafte Frömmigkeit genannt werden. Döpfner sei durch und durch Seelsorger gewesen. „Er war kein Spezialist in irgendeinem Bereich des kirchlichen Lebens. Immer mehr hatte er das Ganze vor Augen. Dies gilt auch für die Theologie.“ Döpfners Frömmigkeit könne nicht verstanden werden ohne das Kreuz. Er habe sich immer wieder zum Kreuz hingeflüchtet, wenn es sich um das Bestehen von Nöten und die Überwindung von Sackgassen handelte. Weiter würdigte Lehmann Döpfners Fähigkeit zur Führung und Leitung. „Seine Führung blieb auch dadurch glaubwürdig, weil er stets selbstkritisch blieb und zu Korrekturen bereit war, wenn sie sich als notwendig erwiesen.“

Zu Beginn der Feier hieß Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg unter den Festgästen neben Kardinal Lehmann besonders die Bischöfe Dr. Friedhelm Hofmann und Dr. Paul-Werner Scheele aus Würzburg sowie aus München Weihbischof Dr. Franz Dietl und Döpfners Weggefährten, den Apostolischen Protonotar Dr. Gerhard Gruber, willkommen. Kardinal Döpfner bezeichnete der Oberbürgermeister als „großen Sohn und Ehrenbürger der Stadt Bad Kissingen“. Döpfner sei immer seiner Heimatgemeinde verbunden gewesen, was sich auch im Heilbrunnen in dessen Bischofswappen zeige.

Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer erinnerte in seinem Grußwort an persönliche Begegnungen mit Kardinal Döpfner in dessen Münchner Zeit. Döpfner nannte er einen Mann, der zu den prägendsten Persönlichkeiten der Kirchengeschichte des 20. Jahrhunderts gehöre. Die Verbundenheit Döpfners zu den Menschen und zu der Heimat ziehe sich wie ein roter Faden durch dessen Leben. „Julius Döpfner war ein bekennender und in der Sprachfärbung auch ein hörbarer Unterfranke“, sagte Beinhofer. Seitens der Veranstalter unterstrich Direktor Monsignore Dr. Florian Schuller von der Katholischen Akademie in Bayern, Döpfner habe die Aufgabe gehabt, die Kirche in Zeiten des Übergangs zu führen.

Das Kurorchester Bad Kissingen unter Leitung von Elena Iossifova gestaltete die Feierstunde musikalisch. Die Musikauswahl lehnte sich dabei an Werke an, die in Döpfners Geburtsjahr 1913 gespielt wurden. Ein Empfang der Stadt Bad Kissingen schloss sich an.

Zum Abschluss der zweitägigen Tagung zelebriert Bischof Dr. Friedhelm Hofmann eine Eucharistiefeier am Samstag, 29. Juni, um 17 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche in Bad Kissingen. Die Kantorei Herz Jesu und das Residenzorchester Meiningen führen die „Missa in tempore belli“ („Paukenmesse“) von Joseph Haydn auf.

bs (POW)

(2713/0699; E-Mail voraus)

Hinweis für Redaktionen: Fotos abrufbar im Internet

Weitere Bilder